Richard Drautz im Heilbronner Weinfilm

Kürzlich wurde der neue Film “Heilbronner Weinvielfalt” Journalisten vorgestellt. In dem 76-Minuten-Streifen von Hajo Baumgärtner (Leingarten) trifft man den im Mai dieses Jahres völlig überraschend verstorbenen Richard Drautz, Gründer und erster Erster Vorsitzender des Theodor-Heuss- Freundeskreis Baden-Württemberg, an. Ex-Staatssekretär und Weinbaumeister Drautz sitzt inmitten einer Experten-Runde, die den Filmemacher bei der Regie fachmännisch beraten hat. So bleibt Richard Drautz mit diesem Dokument über den Heilbronner Weinbau in Geschichte und Gegenwart sozusagen erhalten.

“Er fehlt mir sehr” meinte bei dieser Gelegenheit Karl Seiter, Geschäftsfüher der Heilbronner Weingärtnergenossenschaft. Er äußerte damit das Mitgefühl, das zum Todes von Richard Drautz letzte Woche im populären Heilbronner Weindorf an allen Ecken und Enden zu hören war. “Ridschie” hatte ja das familäre Heilbronner Weingut Drautz-Able zu einem Mitglied des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter enntwickelt, er pflegte andererseits aber auch vielfältige Verbindungen zu den Kollegen des Genossenschaftswesen, das ja im württembergischen Weinbau dominiert. Dazu war Richard Drautz als einziger Heilbronner Wengerter ab 1986 in der Forschungsgruppe HADES engagiert. Und zwar zusammen mit den Weingütern Fürst Hohenlohe-Oehringen, Graf Adelmann in Kleinbottwar, Jürgen Ellwanger in Winterbach und der Familie Fischer, Sonnenhof in Vaihingen-Gündelbach. Aus den ersten Buchstaben ihres Betriebsnamen ergab sich die Bezeichnung HADES. Dabei war auch das Staatsweingut Weinsberg.

Heute ist klar: Ohne HADES hätte das kleine Eichenfaß nicht so rasch seinen Siegeszug im deutschen Weinbau gemeistert. Die Weinreifung im kleinen Eichenfaß (Barrique) beeinflußt die Weinqualität merklich. Die Winzer erwarten von der Holzbehandlung Vanille- und Schokoladearomen, aber auch würzige Geschmacksnoten wie Rauch und Kaffee und nicht zuletzt mehr Körper für den Wein. Die Hadesgruppe forschte, wie lange der Wein im Eichenfaß lagern sollte oder welches französische oder deutsche Holz für welche Weinsorte geeignet ist. Richard Drautz weihte wenige Tage vor seinem Tod am 7. Mai noch seinen neuen Weinfaß-Keller im Hause Faißtstraße in Heilbronn ein. Inzwischen leiten seine Witwe Monika Drautz, die neue Vorsitzende Theodor-Heuss-Freundeskreises (THF), und ihr Sohn Markus das Pädikatsweingut.

Richard Drautz bewegte sich nicht nur politisch in der Spur von Theodor Heuss, sondern auch weinbaumäßig. Schrieb doch der erste deutsche Bundespräsident als Zwanzigjähriger bis 1905 seine Doktorarbeit über “Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn a. N.”. Dieses Werk wurde inzwischen mehrfach nachgedruckt. Zuletzt wurde es 2009 herausgegeben von THF-Beiratsmitglied Professor Dr. Christhard Schrenk (Heilbronner Stadtarchiv) und der Reinhold-Maier-Stiftung. Heuss blieb mit seiner Geburtsstadt Brackenheim und der Stadt seiner Schulzeit, Heilbronn, während seiner Präsidentenzeit von 1949 bis 1959 eng verbunden. In Heilbronn insbesondere mit dem Wengertesstand, mit dem er viele Freundschaften pflegte. Auch der Großvater von Richard Drautz war mit Theodor Heuss wohlbekannt. Nichtdestotrotz bevorzugte der Präsident in erster Linie den roten Brackenheimer Zweifelberg-Lemberger.

Der Film “Heilbronner Weinvielfalt” wird am 9. Oktober 2014 erstmals in der Heilbronner Kreissparkasse öffentlich gezeigt. In den aktuellen Stoff wurde ein historischer Film über den Heilbronner Trollinger von Berufsfeuerwehrmann Kurt Züfle, gedreht von 1962 bis 1965, eingearbeitet. Ab dem 9. Oktober ist die DVD zum Preis von 19,90 Euro im örtlichen Buchhandel und im Heilbronner Stadtarchiv zu kaufen.

Siegfried Schilling