Prächtig fand sich der populäre Schauspieler Sebastian Koch in die Charakteristik des ersten Bundespräsidenten ein, als er dieser Tage zur Lesung “”Koch liest Heuss” in der Heilbronner Kreissparkasse auftrat. Die Zuhörer spürten deutlich, daß der 51-jährige Koch von dem Bundespräsidenten der Jahre 1949 bis 1959 und dessen literarische Klasse sichtlich begeistert ist. Wie wenn die Briefe und Reden von Heuss aus Kochs eigener Feder geflossen wären: Der prominente Vorleser macht sich Heuss´ Worte und Meinungen sozusagen zu eigen und läßt so Zeitgeschichte und Bilder entstehen. Die Lesung in der Sparkasse gehörte zu dem umfangreichen Beiprogramm, das die Schau “Theodor Heuss und die Kunst” in den Städtischen Museen Heilbronns vom März bis Ende Juni begleitet. Nicht nur das Heilbronner Publikum, auch viele prominente auswärtige Besucherinnen und Besucher sind erstaunt über den unermüdlichen und geradlinigen Kulturpolitiker Heuss, in Brackenheim im Zabergäu 1884 geboren und ab 1890 in Heilbronn aufgewachsen. Sebastian Koch, ein Stuttgarter, war aber bereits 2009 über “die große literarische Qualität” völlig überrascht, als er Heuss-Texte zu dessen 125. Geburtstag vorlas. Unter dem Titel “Der unterschätzte Präsident”. So wurde Koch damals in der “Süddeutschen Zeitung” zitiert: “Der Festakt war dann so eine typische Politikveranstaltung; Klaus Kinkel hat eine Rede gehalten, und im Publikum haben sie geschlafen. Als ich dann auf die Bühne kam, da hat der Saal nach wenigen Sätzen umgeschaltet. Einer nach dem anderen hat Heuss zugehört. Das fand ich beeindruckend, daß diese Texte heute noch so viel Kraft haben”. Damals gab Sebastian Koch folgende parlamentarische Tipps: “Jeder von den deutschen Abgeordneten sollte Heuss hören und sich fragen, warum er mal in die Politik gegangen ist”.
Siegfried Schilling